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Verheiratet mit dem Beruf – erst Karriere, dann die Liebe?

Überlegen Sie sich jedenfalls, was Sie von Ihrem Leben erwarten.

 

Das Telefon klingelt. "Jetzt nicht Schatz, ich bin beschäftigt. Lass uns drüber sprechen, wenn ich nach Hause komme" – Kommt Ihnen das bekannt vor? Wie häufig haben Sie nach Ihrer Arbeit Zeit, Energie und Geduld gefunden, mit dem Partner oder den Kindern ein bedeutsames Gespräch anzufangen oder auch nur Zeit zu verbringen? Wie oft sind Sie von Ihrem Beruf zu erschöpft, um etwas zu unternehmen? Wie häufig nehmen Sie Arbeit mit nach Hause oder fahren Stunden später vom Büro weg? Sind Ihr Partner oder Ihre Kinder manchmal lästig, weil sie in ihrer sehr geringen Freizeit auch noch Aufmerksamkeit von Ihnen fordern?

Sie sind leider auf meiner Seite gelandet und lesen somit die Meinung eines Menschen, der in seiner professionellen Aufgabe als Paartherapeut und Beziehungscoach dazu sagt:

 

Das Leben ist endlich, die Geduld Ihres Partners ebenfalls

 

Aus vielerlei Sicht ist es nachvollziehbar, dass so viele Personen den Beruf priorisieren und dabei die Ehepartner sowie die Kinder nachgestellt sind. Unsere Arbeit gibt uns die Möglichkeit, Miete und Nahrung zu zahlen, im besten Fall auch Annehmlichkeiten darüber hinaus. Auch psychologisch ist es wichtig, eine Arbeit und somit eine Aufgabe zu haben. Die Möglichkeit, die Anstellung zu verlieren oder als Selbstständiger zu wenig Gewinn einzunehmen, ist entsprechend beängstigend. Wenn der Beruf jedoch jegliche Freizeit auffrisst, alle Energie raubt, noch mit den Liebsten ein gemeinsames Leben zu führen, ist jedoch zu hinterfragen, ob dies der richtige Weg ist. Ist es wirklich nötig, so viele Stunden zu arbeiten oder könnten Sie ohne Gefahr ihre Position zu verlieren auch mehr Freizeit haben? Es sollte diesbezüglich auch überdacht werden, ob die Anstellung wichtiger ist als die Beziehung, denn der Grundgedanke jeder Partnerschaft oder Ehe ist, Zeit miteinander zu verbringen. Passiert dies nicht oder lediglich ungenügend, ist die Wahrscheinlichkeit höher, sich auseinanderzuleben und der Ehe oder Partnerschaft ein vorzeitiges Ende zu bereiten. Gemeinsam einen Hauptwohnsitz zu teilen ist ebenfalls nicht ausreichend, um von einem gemeinsamen Leben sprechen zu können. Somit ist die Frage danach, ob die vielen Überstunden oder die generell sehr hohe Arbeitszeit tatsächlich wichtiger ist als der Mensch, mit dem sie eigentlich ihr Leben verbringen wollen. Durch die Bevorzugung des Berufes wird oftmals eben dieser Eindruck erweckt, auch wenn er in den meisten Fällen nicht zutrifft. Außerdem sollten Sie sich fragen, ob Ihr Beruf wichtiger ist als Sie selbst. Ihre persönliche Gesundheit sowie Ihr Wohlbefinden sind ebenfalls bei dauerhaftem Freizeitmangel und somit fehlender Zeit für Erholung und die eigenen Interessen gefährdet.

Falls Sie Kinder haben ist ferner zu bedenken, dass Kindheit und Jugend nur eine sehr kurze Zeitspanne sind und sich junge Menschen rasend schnell entwickeln. Ist man für Jahre nur wenig vorhanden, erhöhen sich die Chancen, in der Jugend gänzlich den Bezug zueinander zu verlieren und somit noch weniger Teilhabe am Leben seiner Kinder zu haben.

 

Lebe jetzt, liebe jetzt

 

Doch was tun, wenn man im Hamsterrad gefangen ist und die Arbeitskollegen sowie die Vorgesetzten an die hohe Arbeitsleistung gewöhnt sind? Als Paartherapeut kann ich Ihnen lediglich nahelegen, jegliche Entwicklungen langsam entfalten zu lassen. Wenn möglich ist es sicherlich gut, das Gespräch in der Arbeit zu suchen und darauf hinzuweisen, dass man zugunsten seiner Familie nun plant für weniger Überstunden zur Verfügung zu stehen. Im Rahmen eines Beziehungscoachings oder einer Eheberatung können mit dem Partner realistische Ziele auf neutralem Boden besprochen und geplant werden. Oftmals erlebe ich, dass Paare bereits viel über die Arbeitsbelastung eines Partners gestritten haben und das Thema schwierig alleine zu lösen ist. Der verfügbarere Partner glaubt nicht an Besserung, da sie zu oft versprochen wurde, der mit Arbeit überlastete Partner fühlt sich nicht unterstützt. Folglich ist der Wandel bereits vor Beginn zum Scheitern verurteilt, was im Falle des ersten Partners zu noch weniger Vertrauen in Besserung und im Falle des zweiten zur Flucht in die Arbeit führen kann.

Überlegen Sie sich jedenfalls, was Sie von Ihrem Leben erwarten. Wie würden Sie gerne leben? Ertappen Sie sich dabei, zu denken, in der Pension könnten Sie Zeit für sich und Zeit für Ihren Partner haben? Haben Sie die unangenehme Überlegung angenommen, dass Sie bis dahin möglicherweise keinen Partner mehr haben? Ist Ihnen bewusst, dass viele Menschen nicht mehr bei bester Gesundheit sind, wenn sie ihre Pension antreten? Als Paartherapeut kann ich Ihnen lediglich den gut gemeinten Rat mit auf den Weg geben: Leben Sie jetzt und lieben sie jetzt. Niemand weiß, was morgen passiert und wir alle haben keine Garantie auf ein langes, gesundes Leben. Was wir jedoch haben ist jetzt und die Möglichkeit jetzt Entscheidungen zu treffen, die wir vielleicht bereits gestern gerne getroffen hätten.

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