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Vom Geben und Nehmen in Partnerschafte Paartherapie und Eheberatung

Viele KlientInnen in meiner Paartherapie und Eheberatung wünschen sich nichts sehnlicher als die Wertschätzung und Liebe ihres Partners (zurück) zu gewinnen oder zu erhalten.

Lassen Sie sich mit mir auf folgendes Gedankenexperiment ein: Betrachten wir Liebe und Partnerschaft einmal nicht aus dem romantischen sondern aus einem rein wirtschaftlichen Blickwinkel, so könnten wir Partnerschaften als eine Serie von Austäuschen beschreiben, die sich um Erträge, Kosten und damit letztendlich um Profit drehen. Übersteigen die Erträge (z.B. Gesellschaft, Sicherheit, Intimität oder Sex) die Aufwände (z.B. investierte Zeit, Aufmerksamkeit, Aushalten von Konflikten, Einschränkung der persönlichen Freiheit) so ergibt sich ein Profit. Je größer der Profit (Aufwände in Relation zum Ertrag) und je unattraktiver Vergleiche (frühere Beziehungserfahrungen, alternative Partner, Single-Dasein) sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir unsere gegenwärtige Partnerschaft aufrechterhalten.

Was möglicherweise aufs Erste sehr hart und berechnend anmutet, wurde im Rahmen der Sozialen Austauschtheorie (Thibaut und Kelly, 1959) von Wissenschaftlern tatsächlich dazu verwendet die Langlebigkeit von Beziehungen zu prognostizieren.
Doch sind Menschen auch aus Sicht der Paartherapie und Eheberatung tatsächlich so einfach gestrickt?

Nehmen und Geben im Ungleichgewicht – Paartherapie und Eheberatung


Auch wenn die oben angeschnittene Austauschtheorie schon etwas in die Jahre gekommen ist: Natürlich dreht sich auch in der Paartherapie und Eheberatung vieles um die Themen des Gebens und Nehmens, selbst wenn dies nicht immer so tituliert wird. So ist beispielsweise manchen Menschen zumindest nicht vollends bewusst, dass das regelmäßige Auslassen über die eigene schlechte Befindlichkeit oder das Kritisieren des anderen ein konstantes Nehmen darstellt. Schließlich fordert man vom Partner damit Aufmerksamkeit und einen energetisch-emotionalen Tribut ein.
Dass eine deutliche Schieflage zwischen Nehmen und Geben wohl in den seltensten Fällen für Zufriedenheit in der Beziehung sorgen wird, liegt dabei auf der Hand. In der Paartherapie und Eheberatung kann es dann eine Zielsetzung sein, das gestörte System wieder auszugleichen. Gerade in längeren Beziehungen laufen Menschen schließlich Gefahr, dass Leistungen für den Partner als selbstverständlich betrachtet, gar nicht mehr als solche erkannt werden oder implizit davon ausgegangen wird, dass die Liebe auch ohne nennenswerte Investitionen erhalten bleibt wie sie einmal war.
Dabei kann es auch darum gehen, sich wieder Klarheit über die eigenen Bedürfnisse zu verschaffen. Hinter so mancher Forderung oder einem hartnäckigen Konflikt kann etwas ganz anderes stehen, etwa vom Partner wieder gesehen, respektiert oder begehrt werden zu wollen. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass ein Ungleichgewicht auch nicht in der Paartherapie und Eheberatung objektiv beurteilt werden kann, alleine die subjektive Wahrnehmung der Partner ist ausschlaggebend. Gerade gute Liebesbeziehungen zeichnet schließlich aus, dass es für jedes Geben nicht sofort einen Ausgleich geben muss, nicht selten sind beide Partner zufrieden selbst wenn die geleisteten Beiträge von außen ungleich erscheinen mögen.

Paradoxe Phänomene des Gebens und Nehmens – Paartherapie und Eheberatung


Schon an dieser Stelle lässt sich erahnen, dass Menschen in Partnerschaften nur begrenzt der unternehmerischen Logik folgen.
Eine spannende Beobachtung, die ich auch immer wieder im Rahmen der Paartherapie und Eheberatung mache, ist etwa, dass der selbst geleistete Aufwand die Zufriedenheit mit der Beziehung sogar erhöhen kann. Neben dem Umstand, dass durch die eigenen Bemühungen die Qualität der Partnerschaft tatsächlich steigen kann, gibt es noch einen anderen förderlichen psychologischen Effekt, der völlig unabhängig von möglichen Erträgen zu betrachten ist. Denn je mehr ich investiere, desto wichtiger erscheint mir auch die Beziehung und desto eher werde ich an dieser festhalten. Dieser oft gänzlich unterbewusste Rechtfertigungsprozess darf nicht unterschätzt werden und kann zum Teil auch erklären, warum Menschen entgegen jeglicher Vernunft in bereits sehr schlechten Beziehungen verharren.
Viele KlientInnen in meiner Paartherapie und Eheberatung wünschen sich nichts sehnlicher als die Wertschätzung und Liebe ihres Partners (zurück) zu gewinnen oder zu erhalten. Um dies zu erreichen sind Menschen oft bereit viel von sich zu geben was in extremen Fällen bis hin zur Aufopferung und zum Selbstverrat gehen kann. Diese Rechnung geht jedoch fast nie auf. Denn entgegen der eingangs erwähnten Profit-Vorstellung verliert der Partner sogar an Attraktivität wenn das, was man aus der Beziehung erhält, die eigenen Leistungen unverhältnismäßig übersteigt. Zufriedenheit mit der Partnerschaft hängt also stark mit der subjektiv empfunden Fairness der Beiträge zusammen. Respekt kann nicht dadurch entstehen, dass ein Partner nimmt während der andere gibt.
In Rahmen der Paartherapie und Eheberatung lernen Menschen also nicht nur wie ungemein wichtig es ist, auch nach vielen Jahren noch selbst durch kleine alltägliche Gesten und Aufmerksamkeiten in die Beziehung zu investieren. Ebenso wichtig ist es, zu den eigenen Bedürfnissen zu stehen und vom Partner auch etwas annehmen zu können.

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