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Burnout: Hilfsbereitschaft, Perfektionismus und berufliches Überengagement in der Paartherapie und Eheberatung

Nicht also nur die beruflichen Belastungen des Partners haben somit Auswirkungen auf die Partnerschaft, sondern auch die Persönlichkeitsstruktur der Menschen selbst.

 

In meinen letzten Blog-Einträgen bin ich bereits darauf eingegangen, dass der Nährboden, auf dem sich Burnout entwickelt oft überhöhte Selbstansprüche und berufliches Überengagement ist. Auch wenn Beruf und Privates oft gedanklich getrennt werden: Kaum etwas, das in dem einen Lebensbereich passiert, hat nicht auch unmittelbare Auswirkungen auf den anderen und damit auch auf die Partnerschaft.

Nur noch kurz die Welt retten – Paartherapie und Eheberatung


Zur Erinnerung: Menschen in sozialen bzw. helfenden Berufen (etwa Lehrer, Pfleger, Ärzte) haben ein überdurchschnittlich hohes Risiko an Burnout zu erkranken.
Doch warum ist das eigentlich so? Zum einen birgt der intensive Kontakt mit anderen Menschen immer einen gewissen Stressfaktor, schließlich sind die Vertreter dieser Berufsgruppen mit starken negativen Emotionen (Aggression, Trauer, Verzweiflung) und belastenden Themen konfrontiert, die es auszuhalten und zu verarbeiten gilt.
Trotz der alltäglichen Belastungen und des oft hohen Maßes an Verantwortung sind die Arbeitsbedingungen oft schwierig. Schlechte Bezahlung, mangelnde Ausstattung und an den Kräften zehrende Schichtdienste sind nur einige Beispiele dafür. Nicht unterschätzt werden darf jedoch auch, dass die Arbeitskraft Mensch gerade im Sozialbereich oft schamlos ausgenutzt wird. Während beispielsweise eine Maschine nur eine festgelegte Stückanzahl produzieren kann, wird oft vergessen, dass die Produktionskapazität eines Menschen ebenfalls begrenzt ist. Auch in der Paartherapie und Eheberatung wird mir immer wieder bewusst, wie perfide dieses System eigentlich ist. Denn Betroffene hinterfragen ihre oftmals prekäre Arbeitssituation nicht ausreichend, da sie sich verpflichtet fühlen zu helfen. Sie fragen sich: Wenn ich mich zurücknehme, was passiert dann mit unseren PatientInnen/KlientInnen/SchülerInnen?
Neben der Schwierigkeit der Distanzierung von hilfsbedürftigen Menschen versus zum Beispiel dem monetären Erfolg einer Firma kommt noch erschwerend hinzu, dass in sozialen oder helfenden Berufen oft just jene Menschen tätig sind, die schon von ihrer Natur her bereit sind viel zu geben um anderen zu helfen.
Nicht also nur die beruflichen Belastungen des Partners haben somit Auswirkungen auf die Partnerschaft, sondern auch die Persönlichkeitsstruktur der Menschen selbst. Wie ich in der Paartherapie und Eheberatung immer wieder feststelle, ist das Paradoxe oft, dass geborene Retter nicht selten große Schwierigkeiten haben, sich selbst zu retten. Sie sind quasi so damit beschäftigt die Welt zu retten, dass sie auf sich selbst vergessen. Wer sich beruflich völlig verausgabt läuft schließlich Gefahr, ins Burnout zu schlittern.
Auch Partner geraten dahingehend in eine schwierige Situation: Altruistisches Verhalten ist gesellschaftlich positiv besetzt, selbst wenn dies schon längst auf Kosten der Beziehung geht, wird dem Partner oft noch lange Verständnis entgegengebracht.
Paartherapie und Eheberatung kann einen wichtigen Beitrag beisteuern, den Teufelskreislauf zu stoppen ehe großer Schaden für Menschen und ihre Beziehungen entsteht. Anderen zu helfen ist wunderbar, der Helfer kann dies jedoch nur nachhaltig leisten, wenn er im gleichen Maße auf seine eigenen Bedürfnisse achtet und sich ausreichend abgrenzen kann.

Noch 148 Mails checken – Paartherapie und Eheberatung


Nicht nur ein überbordendes Helfer-Syndrom kann massive Auswirkungen auf die Partnerschaft haben, auch überhöhte Selbstansprüche und Perfektionismus können Spuren hinterlassen.
Wie auch beim Altruismus ist zunächst auch berufliches Engagement positiv besetzt. Ganz im Gegenteil kann die Leistungsfreude des anderen anfangs sogar sehr inspirierend und attraktiv wirken.
Was aber wenn der nunmehrige Partner nur noch für den Beruf lebt, wenn sich die gemeinsame Zeit auf ein unzureichendes Minimum reduziert? Was wenn man das Gefühl hat, vom anderen gar nicht mehr wahrgenommen zu werden?
Aus Sicht der Paartherapie und Eheberatung kann berufliches Überengagement durchaus Folgewirkung von Partnerschaftsproblemen sein. Um offenen oder verdeckten Konflikten auszuweichen, wird die Flucht in den Beruf angetreten, was verständlicherweise die dahinterliegenden Probleme in den seltensten Fällen löst.
Berufliches Überengagement kann aber auch  die Folge von überhöhten Selbstansprüchen sein, die nicht selten auch in der Partnerschaft ausgelebt werden. Abermals muss ich betonen, dass hohe Ansprüche sowohl beruflich wie auch privat nicht per se negativ sein müssen. Ansprüche motivieren uns schließlich zur persönlichen Weiterentwicklung und mobilisieren Energiereserven.
Die Schwierigkeit bei überzogenem Perfektionismus ist jedoch, dass nichts – nicht einmal temporär – als gut genug bewertet wird. Aus diesem Gefühl der Unzulänglichkeit heraus wird dann mehr und mehr investiert, ohne dass sich die erhoffte Zufriedenheit jemals einstellt. Abermals spielt sich das gleiche Muster wie bereits oben beschrieben ab: Es wird so viel Energie in den Beruf gesteckt, dass letzten Endes die eigenen Bedürfnisse (und jene des Partners) unweigerlich auf der Strecke bleiben. Gleichermaßen steigt auch das Risiko an Burnout zu erkranken.
Gerade aus Sicht der Paartherapie und Eheberatung ist entscheidend, dass überhöhte Selbstansprüche und Perfektionismus oftmals ebenso stark auf das Beziehungsleben einwirken. Wenn Anerkennung und Liebe nur durch Leistung erkauft werden können, hat dies dramatische Folgen für die Partnerschaft. Wer sich selbst nur über Leistung definiert, läuft schnell Gefahr, auch dem Beziehungsglück ständig hinterher zu laufen. Denn nur aus einem positiven Selbstbezug und einem gesundem Selbstwert heraus kann eine harmonische Partnerschaft gelingen.
Paartherapie und Eheberatung kann ungemein hilfreich sein, wenn es darum geht, die eigenen Muster und Verhaltensweisen aufzuzeigen und deren Sinnhaftigkeit zu hinterfragen. Ziel der Therapie ist es letztlich, sich selbst mit all seinen Stärken und Schwächen annehmen zu lernen und ein von Leistung unabhängiges Selbstverständnis zu entwickeln.

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