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Gemeinsam trägt sich´s besser – Altlasten, Trigger und alte Muster in Partnerschaft und Ehe
Jeder Mensch, dem wir begegnen hinterlässt Spuren. Manche nur leichte Abdrücke, die nach wenigen Tagen oder Wochen nicht mehr zu finden sind, andere hingegen regelrechte Krater. Aus Beziehungen kommt niemand von uns heil raus – sei es die Beziehung zu den Eltern, zu Freunden oder die Liebesbeziehung. Es ist somit eine meist frühe Erfahrung, dass alles, was uns nahe geht, auch das Potential hat, uns zu verändern, im Positiven wie im Negativen. Entsprechend wird der Ehegatte oder Partner stets einen Menschen vor sich finden, der durch die Beziehungen zu anderen Menschen bereits geprägt wurde und sich Verhaltensmuster angewöhnt hat. Selbes gilt für uns selbst, auch wir haben unser Päckchen zu tragen und uns aus vorangegangenen Beziehungen Altlasten mitgenommen. Das ist der Grund, weshalb uns unser Partner mit bestimmten Angewohnheiten triggern kann. Wir werden wütend oder traurig, meist ohne konkreten Anlass. Die Verknüpfungen in unseren Gehirnen versuchen, uns vor Schäden zu bewahren und sehen in teils harmlosen Handlungen die drohende Gefahr, vor der wir uns verteidigen müssen. Da dies dazu führen kann, dass wir uns von unseren Partnern entfernen, ist es aus meiner Sicht als Paartherapeut und Beziehungsexperten besonders wichtig, einen Moment Stille zu bewahren und durchzuatmen, um die Angewohnheiten des anderen und die eigene Reaktion darauf nicht zu einem Beziehungskiller werden zu lassen.
Wer vorsorgt hat weniger zu verarbeiten – Prävention und Schnellhilfe aus Sicht der Paartherapie und Eheberatung
Je früher die eigenen Muster, Trigger und je besser die eigenen Altlasten gekannt werden, desto besser können sie mit dem Lebensgefährten oder Partner besprochen werden. Wichtig ist hierbei so neutral wie möglich vorzugehen, wodurch es oftmals sinnvoll ist, dies im Rahmen eines gemeinsamen Gespräches mit einem Paartherapeuten zu erledigen. Grund hierfür ist der unweigerliche eintretende Vergleich mit vorangegangenen Liebschaften oder den eigenen Eltern, was für den Partner eine zumindest befremdliche Situation darstellt. Hier kann die Gesprächsführung durch einen neutralen Beziehungsexperten helfen, unnötigen Streit, Verwirrung und Verletzung vorzubeugen. Achten Sie jedoch auch auf neutralem Boden darauf, die Formulierungen sensibel zu wählen, da Missverständnisse schnell passieren können. Alles, was der Paartherapeut nicht erst entschärfen muss, ist in der Regel schneller verarbeitet, verstanden und akzeptiert.
Wie erkennt man jedoch die eigenen Altlasten? Haben Sie schonmal eine Situation erlebt, in der Ihr Partner mit einer scheinbar kleinen Geste, Handlung oder auch nur einem beiläufigen Satz große Gefühle in Ihnen ausgelöst hat? In den meisten Fällen, in denen wir dies bemerken, sind sie nicht positiv und oft tendiert man zu Verteidigungsreaktionen, Angriff oder Rückzug. Sollten Sie dies bemerken, kann es Ihrem Partner helfen, wenn Sie sich ihm oder ihr gegenüber öffnen und mitteilen, dass die soeben erlebte Situation eine stärkere Gefühlsregung ausgelöst hat, als erwartet und Sie selbst darüber verwirrt sind. Wenn dies möglich ist, ist es häufig ratsam, einige Momente durchzuatmen, bevor Sie darauf reagieren. Analysieren Sie gemeinsam mit ihrem Ehegatten oder Lebensgefährten kurz, was genau passiert ist und versuchen Sie, Parallelen zu Ihrer eigenen Vergangenheit zu suchen. Erklären Sie beim ersten Mal Ihrem Partner, was und weswegen Sie dies tun: Sie wollen wissen, weswegen Sie, objektiv betrachtet, unangebracht reagieren auf diesen Trigger, damit dies nicht zur Belastung für die Partnerschaft wird. Falls Sie keinen Auslöser in Menschen finden, die Ihnen in Vergangenheit nahe gestanden haben, im Fall der Familie möglicherweise sogar noch immer nahe stehen, sollten Sie sich eine geistige Notiz dazu machen. Auch bei der Spurensuche kann die Hilfe eines Eheberaters und Paartherapeuten hilfreich sein. Manchmal sind die Assoziationen schwer nachzuvollziehen und verworren. Beispielsweise kann es Sie wütend machen, wenn der Partner Mehl verschüttet. Der Grund hierfür kann in der Eltern- oder Großelterngeneration liegen, die stets sehr darauf geachtet haben, nichts zu verschwenden und mit Ihnen als Kind geschimpft haben, wenn Sie etwas verschüttet haben. Genauso kann die Elterngeneration verschwenderisch gelebt haben, was zu Problemen geführt hat, die Sie bereits als Kind miterlebt haben. Besonders starke Trigger sind häufig bei den früheren Partnern zu suchen, welche durch Zurückweisungen, Vertrauensbrüche oder gröberes Fehlverhalten die eigenen Alarmglocken geschärft haben.
Päckchen gemeinsam entpacken – in Ruhe, Akzeptanz und der Sicherheit eines neutralen Ortes
Wichtig ist in allen Fällen, dem Partner mit Ruhe und Verständnis zu begegnen, wenn dieser mit starkem Unverständnis und Intoleranz in einer Situation reagiert. Außerdem ist es hilfreich, so schnell wie möglich die zu Eskalation tendierende Situation auf eine analysierende Ebene zu bringen, um so gemeinsam herauszufinden, was die Trigger sind und im zweiten Schritt daran arbeiten zu können. In jedem Fall sind die Päckchen eines jeden Menschen mit Respekt und Vorsicht zu behandeln, auch wenn sie für einen selbst wie leicht überwindbare Kleinigkeiten scheinen. Das Gehirn ist ein Wunderwerk an Verknüpfungen, welche sich nicht immer mit Logik entwirren lassen und so kann auch ein Trigger, der in einer ruhigen Situation längst unproblematisch geworden ist, zu stark emotionalen Reaktionen führen, wenn er plötzlich und unerwartet auftaucht. Da Altlasten schnell zu ausufernden Konflikten werden können, ist in jedem Fall das Gespräch bei einem Paarexperten angeraten, um das Gefühl des gemeinsam daran Arbeitens herzustellen und im Alltag gelassen mit dem Päckchen des anderen umgehen zu können.
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