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Schuld in der Partnerschaft – wie Paartherapie und Eheberatung konstruktive Ansätze in der Schuldfrage fördern, Teil 3
Im ersten Teil dieses Artikels über Schuld in der Partnerschaft haben wir uns damit beschäftigt, wie eine geschädigte Person mit dem Thema umgehen kann. Im darauffolgenden Artikel haben wir uns den Gegenpart, die Situation des Schuldigen angesehen. In diesem dritten und letzten Artikel über Schuld in der Ehe bzw. Partnerschaft sehen wir uns an, wie Probleme und vor allem ihre Lösung zu einem besseren Zusammenhalt, besseren Verständnis und vor allem glücklicheren und zufriedeneren Miteinander in der Beziehung führen kann.
Krise als produktiver Zustand – wie Paartherapie und Eheberatung die Sichtweise auf Beziehungsprobleme ändern kann.
In der Regel kommen Paare nicht zu mir, weil alles in Ordnung ist. Oftmals sind es bereits kleine Probleme, manchmal jedoch auch große. In beiden Fällen kann vieles an der Beziehung durch die Paartherapie verbessert werden, die größten Sprünge machen jedoch diejenigen Paare, die sich darauf einlassen, ihre Beziehungsprobleme nicht als Katastrophen zu sehen, sondern sie als Baustellen wahrzunehmen. Vieles mag im ersten Moment problematisch wirken, zeigt jedoch lediglich auf, dass Handlungsbedarf besteht und diesen Input, diese Erkenntnis sollte von Partnern stets genutzt werden.
Der erste Schritt in eine Nutzung von Krisenpotential ist die Erkenntnis, dass ein Problem erst dann auftritt, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Probleme tauchen nicht aus dem Nichts auf, sie entstehen erst durch Ungleichheiten, Reibungspunkte oder Themen, in denen die Partner nicht gleich denken. Durch das Wissen um dieses Verhältnis zwischen Auslöser und Auswirkung, sind Paare häufig bereits in der Lage, einen Schritt zurückzugehen und gemeinsam zu überlegen, was der Auslöser ist. Dies ist der zweite Schritt zur konstruktiven Problemlösung. Doch weswegen ist das überhaupt wichtig? Kann der Auslöser, der Grund für Fehlverhalten oder schuldhaftes Verhalten, gefunden werden, so kann an ihm gearbeitet werden. Dies ist der dritte Schritt der Problemlösung. Folglich ist wiederholtes falsches Handeln aus demselben Grund deutlich unwahrscheinlicher. Das Verhindern von zukünftigen Problemen durch präventives Handeln, nicht durch die krampfhafte Unterdrückung des Verhaltens, sondern durch die Veränderung der Umstände zu einem beiderseits akzeptablen Kompromiss, ist der vierte und letzte Schritt in der konstruktiven Problemlösung.
Gehen wir weg von dieser abstrakten Beschreibung zu einem praktischen Beispiel: Nehmen wir an, ein Partner lässt immer seine Schmutzwäsche am Boden des Schlafzimmers liegen, den anderen Partner stört dieses Verhalten sehr. Es kommt zum Konflikt deswegen, wodurch die Beziehung ein Problem hat. Wenn nun beide Partner überlegen, weswegen der eine so handelt und den anderen dieses massiv stört, kann konstruktiv an einer Lösung gearbeitet werden. Nehmen wir an, das Badezimmer ist im Erdgeschoss, das Schlafzimmer im ersten Stock und der erste Partner ist einfach meistens zu müde, um nochmals die Treppen zu steigen, wenn er sich für die Nacht umgezogen hat. Den zweiten Partner stört Unordnung massiv, er findet keine Ruhe, wenn Dinge nicht dort sind, wo sie hingehören und ist dadurch gestresst. Die einfachste Lösung wäre, einen kleinen Schmutzwäschekorb ins Schlafzimmer zu stellen, der sich möglicherweise gut im Schrank verstauen lässt und beispielsweise täglich nach dem Aufstehen ins Badezimmer gebracht wird, wo er in den großen Korb entleert wird.
Kleine Probleme, große Probleme – der unbedeutende Größenunterschied für die Bedeutung von Beziehungsproblemen in der Paatherapie oder Eheberatung.
Dieses Beispiel war zugegebenermaßen ein sehr simples und absichtlich plakatives, jedoch lassen sich oftmals sehr einfache Lösungen auch für größere Probleme finden, solange man dem Grund für das Auftreten des Problems auf die Spur kommt. Außerdem sind, wie der sprichwörtliche Schmetterling, der den Orkan auslösen kann, die kleinen Alltagsprobleme oftmals nicht weniger bedeutsam, nur weil sie klein sind. In der Eheberatung und Paartherapie ist oft zu bemerken, dass diese kleinen Dinge, die der Partner tut, die den anderen Partner stören, wie ein eingezogener Holzspan unter der Haut sitzen und konstant für Irritation sorgen. Dies hebt den Stresspegel des einen Partners, weswegen er gereizter und allgemein weniger gelassen reagiert. Oftmals betrifft dies nicht nur eine Seite der Beziehung, sondern auch die zweite. Folglich sind beide Partner wegen scheinbaren Kleinigkeiten gestresst, gereizt und irritiert. Dies kann auch zu großem Streit führen. Meine Bitte als Experte für Beziehungsprobleme – aber auch Problemlösung in Beziehungen, ist: Lassen Sie es nicht so weit kommen. Reden Sie miteinander, finden Sie die Gründe dafür, warum Sie etwas stört und sollten Sie sich nicht sicher sein, wie Sie heikle Themen ansprechen sollen oder Hilfe bei der Ursachensuche benötigen, bin ich gerne für Sie und Ihren Partner da.