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Schuld in der Partnerschaft – wie Paartherapie und Eheberatung konstruktive Ansätze in der Schuldfrage fördern, Teil

angeleitet von einem Paartherapeuten den Blickwinkel des anderen Partners zu verstehen.

Jede unserer Taten hat Folgen und auch wenn wir diese oftmals abwägen, passiert es doch ab und zu, dass wir uns damit verschätzen und ungewollte Ereignisse auftreten. Dies kann dazu führen, dass ein Partner Schuld auf sich lädt, mit welcher er dann umgehen muss. In der Paartherapie und Eheberatung ist die Schuldfrage ein häufiger, wenn auch ungebetener Gast und oft reichen einfache Ratschläge oder Beziehungstipps nicht aus, um die Schuldfrage zu klären und einen für beide Seiten akzeptablen Umgang mit Schuld in der Partnerschaft zu fördern. Es muss stets bedacht werden, dass egal um welche Schuld es sich handelt, es immer zwei Positionen gibt: die des Schuldigen und die des Geschädigten. Ob es sich hierbei um Kleinigkeiten handelt, wie das Vergessen des Lieblingsjoghurts beim Einkauf, weswegen die Nachspeise des Partners weniger schmackhaft ausfällt, oder um Vertrauensbrüche, welche die Beziehung existenziell bedrohen können, sei im ersten Teil noch belanglos. In diesem Artikel beschäftige ich mich aus Sicht des Beziehungsexperten ausschließlich mit der Seite des Geschädigten, während im nächsten Teil die gegenüberliegende Position betrachtet wird.

Schuld vergeben heißt nicht vergessen – wie der Geschädigte durch die Paartherapie zu einem stressfreieren Umgang gelangen kann

 

Als Geschädigter ist die Position des Schuldigen oftmals nicht klar ersichtlich, die Gründe für das problematische Handeln werden häufig nicht gesehen oder sind nicht einsichtig. Wichtig hierbei ist zuerst zu versuchen, eine Sachlage aus einer neutralen Position heraus zu beurteilen und dann, wenn nötig, in einem zweiten Schritt, die Position des Schuldigen einzunehmen, in dem Moment, in dem er sich falsch verhalten hat. Bei beiden Vorgängen kann ein Therapeut oder Berater helfend zur Seite stehen und Hilfestellung bieten. Bei dem Blick aus der neutralen Position sollten Emotionen keine Rolle spielen, sondern die Handlung so sachlich wie möglich betrachtet werden. Ist bereits hier zu sehen, dass den Schuldigen keine große Schuld trifft, sondern er lediglich versäumt hat, etwas zu tun, das keine weitreichenden Folgen hat, so hilft es dem Geschädigten oftmals dabei, darüber hinwegzusehen. Diese Technik lässt sich in der Regel sehr gut in den Alltag integrieren und somit auch außerhalb von Coaching und Psychotherapie sinnvoll einsetzen. Es ist jedoch durchaus sinnvoll, die ersten Versuche gemeinsam und somit geführt und angeleitet mit einem Eheberater bzw. Paartherapeuten durchzuspielen.

Ist auch aus der neutralen Position keine Erleichterung der Schuld möglich, so ist es oftmals sinnvoll, dass sich der Geschädigte in die Position des Schuldigen hineinversetzt. Dies erfordert nicht nur Fingerspitzengefühl und ein großes Maß an Empathie, sondern häufig auch eine gewisse temporäre Emotionslosigkeit der eigenen und folglich geschädigten Position gegenüber. Hierbei ist es von besonderer Wichtigkeit, ein neutrales und konstruktives Umfeld zu nutzen und auch angeleitet von einem Paartherapeuten den Blickwinkel des anderen Partners zu verstehen. Vielleicht klingen diese Maßnahmen im ersten Moment nicht notwendig, jedoch kann durch das Einnehmen der anderen Position sehr viel Schaden angerichtet werden. Grund dafür ist, dass die geschädigte Person dem Partner in einem Moment sehr nahe kommt, in der mitunter die Wogen noch nicht geglättet sind und damit die Verletzlichkeit und vor allem die Wahrscheinlichkeit für Kränkungen sehr hoch sind. Bleiben wir bei dem Beispiel des vergessenen Joghurts, so können Aussagen wie: "So gestresst warst du nicht, dass du auf mich vergessen kannst" oder "Du bist immer woanders mit deinen Gedanken, das ist keine Ausrede" den eigentlich Schuldigen sehr verletzen, was dem Grund für das Gespräch entgegenwirkt. Folglich ist es meine Aufgabe als Paartherapeut und Eheberater, dafür zu sorgen, dass solche Situationen möglichst ruhig und ohne unnötigen Stress für die beiden Partner ablaufen.

Wenn weder die neutrale Position noch die Position des Schuldigen das Verständnis und die Akzeptanz für das fragliche Handeln hervorbringen, welche nötig sind, um nach konstruktiven Lösungen für ähnliche eventuell auftretende Situationen zu suchen, ist es in der Regel nötig, über Vergebung zu sprechen. Meistens sprechen wir dann nicht mehr über kleinere Fehler, die im Alltag passieren können, sondern über größere Probleme, welche die Beziehung mitunter in ihrer Existenz bedrohen können. In diesen Fällen ist es von besonderer Wichtigkeit, zusätzlichen Stress und Druck zu vermeiden. Dem Geschädigten muss in jedem Fall die Möglichkeit gegeben werden, das Geschehene zu verarbeiten, zu akzeptieren und seine eigenen Schlüsse daraus zu ziehen. Hierbei kann die Paartherapie und Eheberatung besonders gut helfen, da der Therapeut als Beziehungsexperte einen neutralen Ansprechpartner darstellt, der durch die verschiedenen Phasen begleiten und darin beratend zur Seite stehen kann. Er kann sowohl mit Expertise als auch Erfahrung Sicherheit und Halt für beide Partner bieten und die Bedürfnisse des Geschädigten wahren ohne die des Schuldigen zu beschneiden und zwischen den Partnern vermitteln, sodass eine Verarbeitung des Geschehenen möglich wird und die Wahrscheinlichkeit einer Traumaverarbeitung mit möglichst konstruktivem Ausgang für die Beziehung erhöht werden kann.

 

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