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Beziehung trotz getrennter Haushalte – Living apart together Paartherapie und Eheberatung

Vor- und Nachteile getrennter Haushalte aus Sicht der Paartherapie und Eheberatung

Womit man früher im besten Fall schiefe Blicke erntete, findet heute immer häufiger Anklang nicht nur bei jungen Paaren: LAT, oder auch „Living apart together“. Darunter ist zu verstehen, dass trotz einer intimen Beziehung getrennte Haushalte geführt werden. Im Gegensatz zur so genannten „Long Distance Relationship“ (LDR), ist die räumliche Distanz in diesem Fall deutlich geringer (zumeist selbe Stadt) und die Form der Beziehungsgestaltung auch häufiger bewusst so gewollt. Während manche Menschen bedenkenlos die Vorzüge einer solchen Lebensform genießen, kann es in anderen Fällen zu ganz spezifischen Konflikten und Irritationen kommen. Die Frage nach der idealen Form des Zusammenlebens ist auch in der Paartherapie und Eheberatung ein Dauerbrenner.

Getrennte Haushalte = wenig Intimität, Einsamkeit? (Paartherapie und Eheberatung)

Zuerst einmal möchte ich auf Basis meiner Erfahrung als Paartherapeut und Eheberater mit dem Vorurteil aufräumen, dass getrennt lebende Paare zwingendermaßen ein geringeres Maß an Intimität erleben oder gar ein Mehr an Einsamkeit verspüren. Viele getrennt lebende Paare sehen sich täglich bis mehrmals in der Woche, bei geringer räumlicher Distanz zwischen den Wohnorten verbringt etwa ein Viertel wenigstens vier bis fünf Nächte pro Woche gemeinsam. Dass voneinander getrennt lebende Paare in der Altersgruppe der 18 bis 79 Jährigen bereits etwa 7% ausmachen, hängt dabei stark mit dem sozialen Wandel zusammen. Zum einen wird der Individualisierung der Lebensformen ein immer höherer Stellenwert beigemessen, zum anderen kommt es auch zu wachsenden Mobilitätserfordernissen in beruflicher Hinsicht. Im Rahmen dieses Lebensmodells lassen sich Intimität und der Wunsch nach Unabhängigkeit ideal miteinander vereinbaren. Manchmal ist es auf Grund des Arbeitsmarktes auch schwer, Arbeitsplätze im selben räumlichen Umfeld zu finden. Auch die Möglichkeiten des Internets bei der Partnersuche (Erweiterung des Suchradius) erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass gerade zu Beginn einer Beziehung getrennte Haushalte geführt werden. Während bei jungen Menschen diese Lebensform häufig als Modell am Anfang der Partnerfindungsphase dient, ist sie bei Älteren häufiger als bewusst konzipiertes Lebensmodell angelegt.

Vor- und Nachteile getrennter Haushalte aus Sicht der Paartherapie und Eheberatung

Dass getrennte Haushalte ein Mehr an Unabhängig mit sich bringen, liegt auf der Hand. Getrennt lebende Paare diskutieren weniger über Haushaltspflichten und finanzielle Entscheidungen. Es fällt ihnen leichter, den eigenen Interessen nachzugehen, ohne dabei Rücksicht auf den Partner nehmen zu müssen. Meine KlientInnen berichten im Rahmen der Paartherapie und Eheberatung häufig davon, dass sie es schätzen, sich jederzeit zurückziehen zu können und dass sich so seltener ein Gefühl von Routine einstellt. Es muss auch keinesfalls zu einer Reduktion des Sexuallebens kommen: Oft können Paare die geringeren Möglichkeiten bewusster nutzen. Gerade wenn die Beziehung noch nicht ausreichend erprobt ist, kann ein Vorteil auch darin bestehen, dass eine Trennung leichter fällt, da die Partner wirtschaftlich und organisatorisch weniger stark miteinander verwoben sind. Aber diese Lebensform kann auch ihre Schattenseiten haben: Ein gemeinsamer Haushalt ist ökonomisch gesehen wesentlich effizienter. Neben finanziellen Erleichterungen spielt dahingehend vor allem auch die Zeitersparnis (Fahrtzeiten, Arbeitsteilung) eine nicht zu unterschätzende Rolle. Auch wenn Quantität keinesfalls mit Qualität gleichgesetzt werden sollte, haben getrennt lebende Paare unter dem Strich oft deutlich weniger Zeit für Zweisamkeit. Gerade die Nutzung der wertvollen gemeinsamen Zeit kann so zu einem Streitthema werden. In der Paartherapie und Eheberatung zeigt sich zudem auch, dass ein gemeinsamer Haushalt zwar zwangsläufig auch Alltagsprobleme mit sich bringt, dass viele Paare es aber dennoch sehr schätzen, Alltagsfreuden und –leiden miteinander teilen zu können. Manche Menschen argumentieren, dass getrennt lebende Paare sich nur die „Rosinen herauspicken“, dass sie aber gerade die Momente verpassen, die eine Partnerschaft wirklich ausmachen. Auf Grund der niedrigeren Verbindlichkeit dem anderen gegenüber ist bei getrennt lebenden Paaren schließlich auch die Trennungswahrscheinlichkeit höher. Aus Sicht der Paartherapie und Eheberatung lässt sich also kurzgefasst sagen, dass diese Lebensform sowohl mit besonderen Vorzügen als auch mit ganz spezifischen Herausforderungen aufwartet. Somit kann auch die Frage nach der idealen Form des Zusammenlebens nicht allgemeingültig beantwortet werden: In der Paartherapie und Eheberatung stehen stets die individuellen Vorstellungen und Bedürfnisse des Paares im Fokus.

 Erzwungene Trennung – Paartherapie und Eheberatung

Eine Partnerschaft mit getrennten Haushalten muss nicht besser oder schlechter sein als andere Beziehungsformen, solange beide Partner die gleiche Vorstellung und Erwartungshaltung an eine Beziehung, den Alltag und die Freizeitgestaltung haben. Was aber tun, wenn diese Lebensform von zumindest einem der Partner nicht ganz freiwillig gewählt wurde? Paartherapie und Eheberatung bietet einen idealen Rahmen um auch diesem schwierigen Thema Raum zu geben. Lehnt einer der Partner das Zusammenziehen ab oder schiebt dies wiederholt auf, so kann dies den anderen massiv verunsichern. In manchen Fällen wird etwa der Wille zu einer engeren Bindung oder gar die Beziehungsfähigkeit des Partners als solche in Frage gestellt. Auch Verlustängste und Eifersucht können zu Konflikten führen. Der Paartherapeut und Eheberater kann in jedem Fall zu einem besseren Verständnis beitragen, die so entstehende Klarheit kann für beide Seiten enorm erleichternd sein. Oft, aber nicht immer, steht so ein gemeinsames „Happy End“ am Ende der Aussprache. Stellen sich die jeweiligen Vorstellungen hingegen letzten Endes als zu gegensätzlich heraus, kann auch eine Trennung sinnvoll sein. Umgekehrt kann eine getrennte Haushaltsführung auch für Paare eine interessante Option sein, bei der sich das Zusammenleben schwierig gestaltet und die Lebensumstände einen solchen Schritt zulassen. Paartherapie und Eheberatung kann auch sehr förderlich sein, wenn sich ein vormals allein lebendes Paar entscheidet, zusammenzuziehen, und es auf Grund der Umstellung zu ungewohnten Konflikten kommt.

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