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Beziehung und psychische Erkrankung – Verhaltenstipps für den Partner

Eheberatung oder Paartherapie als Chance bei

In meinem letzten Blog-Eintrag habe ich darauf Bezug genommen, dass psychische Erkrankungen auch in der Paartherapie beziehungsweise Eheberatung ein häufiges Thema sind. Nicht verwunderlich, denn sie stellen beide Partner und damit auch oft das gesamte Familiensystem vor große Herausforderungen. Doch was kann ich tun wenn mein Partner psychisch erkrankt ist? Wie verhalte ich mich richtig? Die wesentlichste Voraussetzung für eine Genesung stellt die  Krankheitseinsicht und die Bereitschaft dar, auch externe Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ist diese Einsicht beim Erkrankten jedoch (noch) nicht gegeben, so steht der Partner vor einer schwierigen Situation. Denn den Betroffenen damit zu konfrontieren kann zum Teil auch Widerstände (Aggression, Streit) oder Kränkungen auslösen, die oft in einem Gefühl der Scham begründet sind. Vielleicht ist es paradoxerweise gerade der Umstand, dass uns der eigene Partner sehr nahe steht, der es vielen Menschen umso schwerer macht, über dieses sensible Thema zu sprechen. Der (gesunde) Partner sollte dabei vor allem Vorwürfe vermeiden, da diese gerade bei psychisch Erkrankten das Gefühl der Minderwertigkeit noch fördern können. Auf der anderen Seite sollte aber auch die Erkrankung nicht bagatellisiert oder schöngeredet werden. Förderlich ist es, in respektvoller und wertschätzender Art vor allem auf die eigenen Gefühle und Wahrnehmungen sowie auf die unmittelbar erlebten Auswirkungen auf die Partnerschaft einzugehen. Das Ziel sollte es also nicht sein, dem Partner die Schuld zuzuschieben, sondern ihm vor Augen zu führen, dass die Erkrankung auch Auswirkungen auf einen selbst und die Partnerschaft hat, dass sie also nicht nur ihn anbelangt. Wer Verantwortung über seine Beziehung übernimmt, übernimmt gleichzeitig auch Verantwortung über seine eigene Gesundheit. Gerade die Paartherapie respektive Eheberatung kann einen idealen Gesprächsrahmen für dieses sensible Thema schaffen. Der Paartherapeut respektive Eheberater kann mit seiner Erfahrung und Expertise nicht nur zur Verständigung der Partner beitragen sondern auch bei der Anbahnung weiterer gesundheitlicher Maßnahmen unterstützen, sollte dies von beiden Seiten so gewünscht werden.

Wesentlich ist es dabei, die Erkrankung des Partners selbst nicht zu unterschätzen.

Das kann vor allem dann schnell passieren, wenn Belastungsmomente nur phasenweise auftreten und in der Zwischenzeit alles wieder mehr oder weniger ‚normal‘ erscheint. Doch gerade das gehört zum typischen Bild mancher psychischer Erkrankungen (z.B. mancher Formen der Depression). Gefährlich kann es auch sein, selbst bewusst oder unterbewusst die Therapeuten-Rolle zu übernehmen. Es ist oft fraglich, ob dies der Partner überhaupt möchte – viele Menschen empfinden die (gut gemeinten) Ratschläge ihres Partners als wenig hilfreich oder gar unangenehm. Und selbst unter der Annahme, dass man über das Einverständnis, das notwendige Expertenwissen und die Energiereserven verfügt, kann sich dadurch die Partnerschaft in eine sehr unvorteilhafte Richtung entwickeln. Trotz bester Absichten kann so gegenseitiger Respekt verloren gehen und es kann in der Folgezeit auch zu Konflikten kommen (Schwierigkeit der Abgrenzung). Ein Partner sollte in erster Linie also Partner und nicht Therapeut sein, was natürlich nicht bedeuten soll, dass man den anderen nicht auch in dieser Funktion sehr effektiv unterstützen kann. Gerade wenn die Rollen aber vermischt sind oder sich zu vermischen drohen, kann eine Paartherapie und Eheberatung sehr hilfreich sein. Gemeinsam mit dem Experten kann etwa aufgedeckt werden, durch welche Verhaltensweisen es zu Konflikten kommt und wie die eigene Beziehung gestärkt werden kann, wobei hier selbstverständlich die Bedürfnisse beider Partner gleichermaßen im Mittelpunkt stehen. Gerade auch der notwendige Ausgleich kann hier im Rahmen einer Paartherapie oder Eheberatung thematisiert werden. Denn auch das Beziehungsleben kann sich nicht ständig nur um die Erkrankung drehen. Die Herausforderung ist es dabei natürlich, gemeinsame Aktivitäten zu finden, die für beide Partner gleichermaßen passend und attraktiv sind. Beispielsweise fällt es gerade Menschen mit einer Depression schwer, sich selbst dazu zu motivieren – die professionelle Begleitung kann sehr dabei unterstützen, als Paar nicht nur bei Lippenbekenntnissen zu bleiben.

Gerade aber auch für den nicht erkrankten Part ist es ungemein wichtig sich Freiräume zu nehmen.

So kann eine gesunde Distanz zur Erkrankung des Partners entstehen, die sich letztendlich auch wieder positiv auf die Beziehung auswirkt. Dies erscheint vor allem unter dem Gesichtspunkt als sehr wichtig, dass sich die Behandlung psychischer Erkrankungen oft über längere Zeiträume erstrecken kann. Der gesunde Partner muss dahingehend also nicht nur auf sein eigenes Wohlbefinden achten, sondern auch lernen mit der Erkrankung richtig umzugehen. Um etwa eine normale Verstimmung von einem depressiven Zustand unterscheiden zu können, benötigt man neben Erfahrung auch krankheitsspezifisches Hintergrundwissen. Wie der Betroffene selbst, sollte daher auch der Partner zu einem Mitlernenden werden. Dahingehend kann es sehr wertvoll sein, von einem Experten eventuell sogar selbst Informationen einzuholen oder andere Angehörigen-Angebote in Anspruch zu nehmen. Aber auch die Kommunikation zwischen den Partnern spielt eine ungemein wichtige Rolle, denn nur so können Missverständnisse aus dem Weg geräumt werden ehe sie sich zu Konflikten verhärten. Paartherapie und Eheberatung können gerade unter diesen erschwerten Bedingungen einen hilfreichen Beitrag zum besseren Miteinander leisten indem, die Gesprächsbasis gestärkt und das gegenseitige Vertrauen dadurch erhöht wird.

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