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Das Geheimnis von sexuellem Verlangen in langjährigen Beziehungen und Ehen

Eine Beziehung ist Arbeit und geplanter Sex ist besser als kein Sex.

Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte nimmt die Leidenschaft in Beziehungen und Ehen für gewöhnlich ab. Während dies ein gewöhnlicher und natürlicher Prozess ist, ist es gleichzeitig einer der wichtigsten Gründe weswegen Paare zu mir als Paartherapeut in die Eheberatung kommen und folglich auch ein häufiger Streitpunkt und Trennungsgrund. Denn beide Seiten leiden unter der Lustlosigkeit, dem Fehlen an Prickeln in der Partnerschaft und der Distanz, die sich unter anderem deswegen auftut. Aus diesem Grund will ich dieses Mal einerseits die Hintergründe dafür offenlegen und andererseits Lösungen anbieten, die leichter zu implementieren sind, als viele sich das denken. Sex als Zusammenspiel von Körper und Geist – inklusive Betrachtung aus Sicht der Paartherapie Sex ist so viel mehr als der körperliche Akt und spielt in zwischenmenschlichen Beziehungen eine wichtige Rolle. Zu Beginn von Partnerschaften ist Sex ein Tool, um sich aneinander zu binden und die Zeit zu überbrücken, die es braucht, um das Leben aneinander anzupassen. Dafür sorgt das Kuschelhormon Oxitocin, das in seiner größten Konzentration während des Orgasmus ausgeschüttet wird. Dieses Hormon trägt zu einer stabilen Bindung zwischen zwei Personen bei. In Beziehungen, in denen bis zur Ehe mit Sex gewartet wird, ist das Warten auf die körperlichen Aspekte der Partnerschaft psychologisch betrachtet ein Werkzeug, um die prinzipiellen Voraussetzungen für Monogamiefähigkeit zu testen. Hier erfüllt es somit eine doppelte Funktion. Mit den Jahren schleicht sich jedoch häufig eine gewisse Routine im Schlafzimmer ein, gleichzeitig sinkt die biologische Notwendigkeit für Sex – gesteuert durch die Sexualhormone, die den Fortbestand der Menschheit durch Produktion von Nachwuchs sichern sollen. Das Resultat ist eine sinkende Libido, ein Prozess, der stärker bei Frauen als bei Männern eintritt. Der Grund hierfür ist, dass Menschen biologisch betrachtet polygayn wären, d.h. wie bei einer Löwenherde ein Männchen auf mehrere Weibchen kommt, dafür auch viele Männchen lebenslang keine Partnerin haben. Frauen kümmern sich dabei verstärkt um die Aufzucht der Kinder und verfügen nur über zeitlich stark begrenzte Fruchtbarkeit, während Männer bis zu ihrem Ableben versuchen, ihre Gene weiterzugeben. Da wir seit tausenden Jahren jedoch nicht nur Instinkte, sondern auch Kultur haben, hat sich Monogamie als vorteilhaft für harmonisches Zusammenleben und funktionierende Gesellschaften herausgestellt. Das bedeutet jedoch auch, dass die natürlicherweise sinkende sexuelle Aktivität von Frauen auf die nahezu gleichbleibende Libido von Männern stößt und sich hier Probleme für die Ehe ergeben können. Da Frauen weniger stark unter verringerter sexueller Aktivität leiden wie Männer, gibt es auch den psychologischen Aspekt zu betrachten: Sex wird leider bewusst oder auch unbewusst als Währung in Partnerschaften und Ehen eingesetzt. Unbewusst steht Sex für das Wohlbefinden von Frauen, denn wenn sie sich nicht sonderlich wohl fühlt, sinkt die Libido schnell ab. Hat ein Paar aufgrund von fehlendem Wohlbefinden zu wenig Sex, kann dies mit geführter Arbeit an der Beziehung oder an
störenden äußeren Umständen behoben werden. Wird jedoch Sex bewusst als Währung eingesetzt, ist häufig die Zusammenarbeit mit einem Paartherapeuten von Nöten. Hierbei handelt es sich um eine gänzliche Schieflage mit oftmals einer langen Liste an Problemen, die professionelle Hilfebenötigen.

Eine Beziehung ist Arbeit und geplanter Sex ist besser als kein Sex.

Wenn die Situation in einer Ehe oder Partnerschaft nun die ist, dass beide Partner sich darüber einig sind, dass sie zu wenig Sex haben, gibt es eine einfache Abfolge an Schritten, die unweigerlich zur Verbesserung der Situation führt. Schritt 1 ist zu evaluieren, weswegen man zu wenig Sex hat. In den
häufigsten Fällen sind die Antworten, die ich in der Eheberatung höre, dass der Alltag dazwischenkommt oder man nicht immer Lust hat. Wenn keine gröbere oder medizinische Problematik zu Tage kommt, folgt hierauf Schritt 2. In diesem Schritt wird vorab geplant, gewisse Zeiten miteinander zu verbringen und zu diesen Zeiten Sex zu haben. Das hört sich vielleicht nach sehr wenig Leidenschaft und Spontanität an, allerdings ist die Partnerschaft an diesen Punkt angelangt, weil zu wenig Spontanität und Leidenschaft im Alltag ist. Entsprechend werden die zur Situation passenden Maßnahmen angewandt. Wenn wir auf den idealen Zeitpunkt warten, warten wir möglicherweise bis an unser Lebensende. Entsprechend schaffen wir Raum, indem wir Zeit einplanen und Inspiration, indem wir vorhaben, mit dem Partner intim zu werden. Eine funktionierende Partnerschaft ist Arbeit und auch wenn die Analogie hier vermutlich hinkt: Sie gehen jeden Tag zur Arbeit, egal ob Sie Lust darauf haben oder nicht und ich hoffe, dass Sie trotzdem, sobald Sie in der Arbeit sind, Freude daran haben.

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